Das kriegerische Europa

1588 verliert die spanische Armada bei Dover die Seeschlacht gegen die englische Flotte

Die Türken kämpfen gegen die Habsburger, die Mauren erheben sich gegen die Spanier, Russland, Polen und der deutsche Orden ringen um die Herrschaft über das baltische Meer.

Die Calvinisten und Lutherianer, religiöse Erneuerer erheben sich in ganz Europa gegen die katholischer Kirche. Die 20 Millionen Deutschen jeder Zeit sind zersplittert in viele kleine Regionalstaaten und werden bald zwischen nationalen Großmächten aufgerieben. Es gibt viele kleine Revolten und Bürgerkriege. John Dowland ist Günstling der deutschen Herzoge und Markgrafen in Braunschweig und Kassel.

Die Kompositionen Come again (1597), Belle qui tiens ma vie (1589) und Wie schön blüht uns der Maien (1549) handeln von einem anderen Kampf; dem Sängerkrieg der Hofbarden, unglücklich verliebt und sehnsüchtig schmachtend in ihrer Poesie.

Wie vereint sich diese mittelalterliche Minne-Romantik und die humanistischen Ideen der Renaissance mit den politischen Krisen jener Zeit? Gibt es Parallelen zum heutigen Europa?

Das fränkische Reich, mit der französiosche savoir vivre gilt als intellektuelles und kulturelles Zentrum von Europa. Gefärdet wird dessen politische und militärische Vormachtstellung durch die spanisch-habsburgerische Allianz.

Jede nationale Macht dieser Zeit sieht sich bedroht und versucht gleichzeitig, andere zu dominieren. Dazu kommt der Glaubenskonflikt zwischen orthodoxen Katholiken und den Protestanten, vertreten durch die englische Krone. Die katholische Flotte wird bei Dover geschlagen, aber die Religionskriege gehen weiter. Bis schließlich schwedische Protestanten und katholische Habsburger auf unserem Boden kämpfen und das Land verwüsten im 30jährigen Krieg.

Wir blicken durch durch die Jahrhunderte auf ein kriegrisches Europa. Nie hat es weniger militärische Konflikte gegeben als 1950-2020. Doch wie Orson Wells anmerkte; im Gegensatz zur Kuckucksuhr bringen Krieg und Terror auch große kulturelle Errungenschaften. Eine pazifistische, demokratische Gesinnung war zur Hochzeit der Renaissance in Pisa, Bologna und Florenz vorhanden. Sonst hätte die Antike keine Wiedergeburt erleben können. Aber bald wurde die diktatorische Tyrannei wieder etabliert, um sich gegen militärische Bedrohung besser organisieren zu können.

Aber Alexander der Große und Julius Cäsar waren mit ihren Feldzügen sicher auch keine Pazifisten. Das Streben nach Macht und Größe, toxisches Dominanzgehabe scheint eben zur Renaissance genauso zu gehören wie zur Antike. Und doch, letzendlich sehnt sich der moderne Mensch eben nach Frieden, sozialer Gerechtigkeit und Humanismus. Und so verdanken wir dieser Zeit eben mehr als die hinterwäldlerische Kuckucksuhr: Shakespeare, Luther, Boticelli & Co.