Höhepunkte der Musikgeschichte….
Vor 400 Jahren, am 1.6.1619 veröffentlichete Heinrich Schütz seine „Psalmen Davids“ und schickte Examplare an etliche deutsche Domkapitel und Stadträte und wies in diesem Zusammenhang ausdrücklich auf seine Hochzeit hin. Diese Publicity-Aktion brachte ihm viel Lob, Glückwünsche und Preisgelder aus Weißenfels, Chemnitz, Naumburg, Magdeburg und Dresden.
Heinrich Schütz, der um 1650 als der „allerbeste teutsche Componist“ galt, konnte eine Synthese schaffen zwischen der typisch deutschen, kontrapunktisch durchgearbeiteten Musik und melodisch-prachtvollen Kompositionen aus Italien, wo er studiert hatte. Er war der Musiker, der diese neue, gegenüber dem Rest der abendländischen Welt avancierten Musik den deutschen Ländern nahebrachte und so eine Musik erschaffen wollte, die sich mit der führenden italienischen messen könnte.
„Weil ich auch gegenwertige meine Psalmen in stylo recitativo (welcher bis Dato in Teutschland fast unbekandt) gestellet, wie sich dann zu composition der Psalmen meines erachtens fast keine bessere art schicket, dann daß man wegen menge der Wort ohne vielfäftige repetitiones immer fort recitire, als gelanget an die jenigen, welche dieses modi keine Wissenschaft haben, mein freundlich bitten, sie wollen in Anstellung berührter meine Psalmen sich im Takt ja nicht obereylen, sondern der gestalt das mittel halten, damit die Wort von den Sängern verständlich recitiert und vernommen werden mögen.“
Das steht im Vorwort zu Davids Psalmen. Soll heißen: Im „rezitativischen Stil“ soll nicht die üppige, klangsinnliche Musik den Text bezwingen, sondern der Text soll die Musik regieren, im Sinne der Textverständlichkeit und einer genauen Entsprechung von Wort und Musik.
Der visonäre Schütz hat mit den Psalmen Davids vor vierhundert Jahren ein geniales Meisterwerk geschaffen. Die Klangfülle der Instrumente und mehrere Chöre schaffen ein eindrucksvolles, stimmgewaltiges Gebilde und ein besonderes Zeugnis der „teutschen“ Musikkunst zu Zeiten der dreißigjährigen Krieges.
Quelle: Nikolaus de Palézieux: Sternstunden der Musik, München 2007